Den Unternehmergeist bei Jugendlichen stärken

Europaweit sind derzeit rund 17 Prozent der Jugendlichen arbeitssuchend. Ein EU-Projekt will gegensteuern.

Wie sich der Unternehmergeist bei Jugendlichen stärken lässt, haben Arbeitswissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum mit Wirtschaftsdidaktikern der Universität Duisburg-Essen erforscht. In Griechenland, Spanien, Litauen, Ungarn und Bulgarien erprobten sie zwei Tools, die unternehmerisches Potenzial bei den Jugendlichen messen und anschließend praxisnah fördern, und passten es auf die jeweiligen landestypischen Gegebenheiten an. Außerdem etablierten sie ein Qualifizierungsprogramm für erfahrene Führungskräfte, welche die Jugendlichen bei ihrem Gründungsvorhaben als Mentoren unterstützen sollen. Ziel der Maßnahmen ist es, die Jugendarbeitslosigkeit zu senken und Nachwuchskräften eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt in ihrem Heimatland zu geben.

Die Europäische Kommission fördert das Projekt „Enterprise plus: Innovative potential meets experience“ seit September 2014; es läuft im August 2017 aus. Leiter des Forschungsvorhabens ist der Bochumer Arbeitswissenschaftler Dr. Martin Kröll. Neben seinem Team ist auf Seiten der Universität Duisburg-Essen das Team um Prof. Dr. Thomas Retzmann beteiligt.

Eigene Geschäftsideen entwickeln

Über 100 Jugendliche im Alter von 16 bis 25 Jahren machten bei dem Projekt mit. Die Wissenschaftler kooperierten zu diesem Zweck unter anderem mit Schulen und Arbeitsämtern aus den fünf teilnehmenden Ländern. Mithilfe eines in einem Vorgängerprojekt entwickelten Tools wurde zunächst das Potenzial für unternehmerisches Denken und Handeln bei den Jugendlichen erfasst. Anschließend erarbeiteten diese gemeinsam mit erfahrenen Führungskräften in einem Workshop einen Geschäftsplan, wobei gezielt die zuvor identifizierten unternehmerischen Talente der Jugendlichen gefördert wurden. Inhaltlich angelehnt waren die Workshops an den Deutschen Gründerpreis für Schüler.

Mentoren und Talentscouts ausbilden

Um das Projekt nachhaltig zu gestalten, wurden in jedem Teilnehmerland 50 Mentoren und 50 Talentscouts ausgebildet, die die Maßnahmen auch über das Forschungsprojekt hinaus weiter umsetzen sollen. Talentscouts sind zum Beispiel Mitarbeiter von Arbeitsämtern, Lehrer oder Berater in Berufskammern. Als Mentoren engagieren sich ehemalige oder noch berufstätige Führungskräfte. Dafür konnte das Enterprise-plus-Team auf die Kompetenzen des Projektpartners „Alt hilft Jung“ zurückgreifen; in dem Netzwerk sind über 80 ehemalige Führungskräfte organisiert.

Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts „Enterprise plus“ ergab, dass Mentoren umso erfolgreicher mit den Jugendlichen zusammenarbeiten, wenn sie inhaltlich konstruktives Feedback geben, das Interesse der Jugendlichen wecken und als sympathisch empfunden werden. Diese Erkenntnisse flossen in die Entwicklung des Schulungskonzepts für Mentoren ein.

Das Projektteam stellt außerdem vier Selbstlernmodule bereit, mit denen sich Talentscouts und Mentoren eigenständig auf ihre Aufgaben vorbereiten können. Die Module vermitteln zum einen, wie die Potenzialanalyse durchgeführt werden sollte. Zum anderen geht es um Themen wie das Management von Gründungsprojekten, Netzwerkbildung oder Business Management.

Umsetzbarkeit für jedes Land geprüft

Potenzialanalyse und Gründerworkshop lassen sich entweder als Crashkurs in fünf Tagen umsetzen oder über mehrere Wochen hinweg. Beide Varianten können in den Schulunterricht integriert werden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erarbeiteten für jedes Land die ideale Umsetzungsvariante, dabei spielt die Qualitätssicherung und künftig die Nutzung von IT-Lösungen eine zentrale Rolle.

Informationen zur Expertenkonferenz

Am 1. und 2. Juni 2017 findet an der Ruhr-Universität Bochum eine Konferenz zu dem Thema „Entrepreneurship Education in Europa“ statt. Expertinnen und Experten diskutieren, wie sich die im Projekt entwickelten Konzepte für Potenzialanalyse und Gründerworkshops europaweit etablieren lassen könnten. Medienvertreter und -vertreterinnen sind herzlich eingeladen. Um Anmeldung unter enterprise-konferenz@rub.de wird gebeten.

Informationen für Konferenzbesucher

Jung und Alt gemeinsam gegen Jugendarbeitslosigkeit – RUB-Arbeitswissenschaftler starten EU-Projekt „Enterprise+“

Erfahrene Führungskräfte fördern Unternehmergeist Jugendlicher

Machen sich junge Menschen selbstständig, schaffen sie sich selbst und eventuell sogar weiteren Menschen ihres Alters Arbeitsplätze. Um einen Beitrag zur Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa zu leisten, wollen Arbeitswissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum und die Wirtschaftsdidaktiker der Universität Duisburg-Essen diesen Ansatz weiterverfolgen. Erfahrene Führungskräfte sollen den Unternehmergeist von Jugendlichen aus Griechenland, Spanien, Litauen, Ungarn und Bulgarien stärken. Das Verbundprojekt „Enterprise+ – Innovative Potential Meets Experience“ wird mit 450.000 Euro aus dem EU-Programm „Erasmus+“ gefördert und von Dr. Martin Kröll, RUB-Institut für Arbeitswissenschaft, geleitet.

Potenziale erkennen und stärken

Das Projekt richtet sich an Jugendliche im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Die Wissenschaftler kooperieren dafür mit Schulen und Arbeitsämtern aus den fünf teilnehmenden Ländern. „Mit Feedbackgesprächen fördern wir frühzeitig die unternehmerischen Kompetenzen der Jugendlichen. Für diese Potenzialanalyse verwenden wir ein Tool aus dem Losleger-Projekt, mit dem wir die Stärken der Jugendlichen aufdecken und für sie sichtbar machen können“, sagt Prof. Dr. Thomas Retzmann vom Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften und Didaktik der Wirtschaftslehre der Universität Duisburg-Essen. Zudem erhalten die Nachwuchsmanager ein Zertifikat, das ihre Ergebnisse dokumentiert. Dieses Zertifikat können die potenziellen Unternehmensgründer zum Beispiel bei Banken, Venture Capital Fonds oder öffentlichen Förderstellen vorlegen, um Startkapital zu beantragen.

Alt und Jung lernen voneinander

Den jungen Teilnehmern von „Enterprise+“ stehen erfahrene Führungskräfte zur Seite. Die Manager sind älter als 55 Jahre und teilweise noch berufstätig oder bereits pensioniert. Mit ihrem beruflichen Wissen und ihrer Lebenserfahrung helfen sie den Jugendlichen, ihre eigenen unternehmerischen Stärken zu erkennen und auszubauen. „Wir erhoffen uns, dass aus dem Austausch zwischen Jung und Alt ein gewinnbringender Lerneffekt für alle Seiten entsteht. Unser Ziel ist es, dass die Partner in den teilnehmenden Ländern Projekte initiieren, die diesen Austausch verstetigen“, sagt Martin Kröll. Basierend auf den im Laufe des Projekts gesammelten Erfahrungen werden in den einzelnen Ländern Selbstlernmodule entwickelt.

Internationale Partner

Die Bochumer Arbeitswissenschaftler werden bei „Enterprise+“ von Partnern aus Deutschland, Griechenland, Spanien, Litauen, Ungarn und Bulgarien unterstützt. In Deutschland arbeiten die Organisation Alt hilft Jung NRW e.V. und der Lehrstuhl für Wirtschaftswissenschaften und Didaktik der Wirtschaftslehre der Uni¬versität Duisburg-Essen mit seiner Expertise zur Potenzialanalyse am Projekt. Partner in Griechenland sind die Unternehmensberatung eniochos.CONSULTING sowie der Technologiepark von Kreta, der zu FORTH gehört, dem größten Forschungszentrum in Griechenland. In Spanien ist das europäische Unternehmenszentrum für Innovation und Entrepreneurship am Projekt beteiligt. In Ungarn und Bulgarien konnten jeweils die Industrie- und Handelskammern und in Litauen die deutsche Auslandshandelskammer (AHK Baltische Staaten) gewonnen werden. Die Gutachter lobten in ihrer Bewertung von „Enterprise+“ vor allem, dass Akteure aus den beteiligten Ländern miteinbezogen werden und die Maßnahmen vor Ort entwickelt und umgesetzt werden.